Alltägliches

2009

42

19

Jenglish.

Japaner sind, mehr noch als wir Deutschen, immer darauf bedacht, die Dinge möglichst modern und fortschrittlich zu handhaben. Dies gilt natürlich insbesondere für die Verwendung des Englischen: Ob es sich um Werbeslogans, Artikelnamen, Geschäfte, Bedienungsanleitungen oder was auch immer handelt, stets findet man einen, von Japanernern für Japaner formulierten, mehr oder minder langen und mehr oder minder englischen Titel oder Text.

Man darf sich keinesfalls vorstellen, dass die englische Sprache, obwohl sie (wie bei uns) Schulstoff ist, hier gesprochen oder verstanden wird. Wiederum genau wie in Deutschland (und wiederum vielleicht sogar ein bisschen mehr) geht diese dem Normalbürger in seinem alltäglichen Leben nämlich recht herzlich am ketsu vorbei - was durchaus auch für so manchen Werbetexter gilt. Dieser Mangel an Sprachpraxis und der daraus entstehende, ungewohnte Umgang mit der fremden Sprache schlägt sich in verschiedenen, für uns recht lustigen Konstrukten nieder, von denen hier einige der schönsten (unkommentiert) aufgeführt sind, die mir bislang begegneten:

Englischer Text Wörtliche Übersetzung Verwendung
Feedream Gebührentraum Name einer Papiertaschentücher-Marke
Water is Smailin', Always (vermutlich) Wasser lächelt, immer. Slogan dieser Marke
Hot Staff Heiße Belegschaft Name eines modern eingerichteten Frisiersalons
We need a code telegram Wir brauchen ein Code-Telegramm Inschrift auf meiner neuen Mütze
We hope you can choose the best one for yourself. Wir hoffen, dass Sie den besten selbst auswählen können. Slogan einer Sandwichmarke
We are proud to present you this wonderful Doughnut. Wir sind stolz, Ihnen diesen wunderbaren Krapfen zu präsentieren. Slogan auf der Verpackung eines - richtig: Krapfen.

Nur damit man mich nicht falsch versteht: Ich will mich keineswegs darüber lustig machen, dass in einem Land, dessen Sprache so sehr von den uns anglo-europäisch geprägten Muttersprachlern bekannten Konzepten abweicht, das Englische so wenig beherrscht wird! Zumal ich ja selbst aus einem Land komme, das - trotz naher Sprachverwandtschaft - so eine schlechte (Schul-) Ausbildung in dieser Sprache hat.
Außerdem sind die Japaner, sehr im Gegensatz zu uns Deutschen, immer bemüht, einem Ausländer bei Fragen und Problemen weiterzuhelfen - selbst, wenn es keinerlei sprachliche Schnittmengen gibt (und das liegt in der Regel auch nur daran, dass der Ausländer - so wie ja auch ich - zu faul war, im Vorfeld ordentliches Japanisch zu lernen).

Trotz allem ist dieser Umstand nun einmal lustig, daran ist nichts zu ändern und das wollen wir rotzfrech ausnutzen. Darum werde ich diese Liste vervollständigen, sobald ich weiteres amüsantes Jenglish entdecke!

2009

23

18

Ode an den Müll.

Wer bislang dachte, Müllentsorgung und -trennung in Deutschland wäre kompliziert und lästig, wird sie nach einem Japanbesuch gewiss als eine mit liebenswert-naiver Nachlässigkeit gehandhabte Halbherzigkeit abtun.

Es gibt eine jeweils eigene, zu trennende Sorte Müll für:
  • Plastikflaschen (ohne Schraubdeckel, ohne Etikett)
  • Glasflaschen (ohne, falls dran, Plastiketikett)
  • Schraubdeckel von Plastikflaschen
  • Plastik und Plastiketiketten
  • Getränkedosen
  • Spraydosen
  • anderes Metall
  • Zeitungen
  • Magazine
  • Pappe
  • TetraPaks
  • Styropor
  • Gummi
  • Textilien
  • alles bislang nicht genannte, sofern es ökologisch verbrennbar ist.
Diese Aufzählung orientiert sich übrigens an der Anzahl und Beschriftung von Mülleimern im Keller meines Wohnheims und im Büro (wo eine ca. 6 qm große Ecke ausschließlich dem Müll gewidmet ist).

Selbst wenn man das System einmal verstanden hat (was für einen Ausländer in der Regel ständiges Nachfragen und Anheben von Mülleimerdeckeln bedeutet, um herauszufinden, was bereits wohin weggeworfen wurde), birgt es doch meiner Ansicht nach gewisse "Dunkelzonen": Auf Müll etwa, der in keine der obigen Kategorien fällt (z. B. Leder, verschiedene Nicht-Styropor-Verpackungen oder das was in Deutschland als "Biomüll" bekannt ist - allzu oft habe ich aber noch keine Lebensmittel o. ä. wegwerfen müssen...) bleibt man de facto sitzen. Eine interessante Vorstellung...

Nichts desto trotz, wie an nahezu alles Alltägliche gewöhnt man sich auch an diese Form der Mülltrennung, ist sie doch unbestreitbar gründlicher und vor allem ökologischer orientiert (anstatt wirtschaftlich), als das bei uns daheim der Fall sein dürfte. Und für mich als "Duales-System"-gewohnten Deutschen gestaltet sich die Um- und Angewöhnung noch vergleichsweise einfach. Meine südeuropäischen Kollegen etwa, die zuhause (abschon inzwischen weniger häufig) eher nach dem Prinzip "Klopp' das Zeug in eine Tonne und sieh' zu, dass du verschwindest" entsorgen, meinten zu mir, dass dieses Problem sie einige Nerven und Knobeleien gekostet habe. Einer erzählte mir etwa, er habe ganze drei Wochen gebraucht um zu begreifen, warum Plastiktüten nicht zum ökologisch verbrennbaren Müll gehören...
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